Die PRESSE
Die PRESSE
2.8.2010
Eggenberg ist Weltkulturerbe: Dezente Rüge für Wien
Im dritten Anlauf wurde das steirische Schloss ins Welterbe aufgenommen. Die Zahl der in Österreich bereits geschützten Stätten bleibt aber bei acht: Schloss Eggenberg ist nämlich „nur“ eine Erweiterung der Grazer Altstadt.

Graz/Wien - Wir sind Weltkulturerbe – wieder einmal. Im dritten Anlauf schaffte es das steirische Schloss Eggenberg auf die Liste der Unesco. Vergangenen Sonntag wurde der Bau von dem in Brasilia tagenden Welterbekomitee neben anderen Sehenswürdigkeiten (Bikini-Atoll, Amsterdamer Kanäle) ins Welterbe aufgenommen und gilt damit ab sofort als ideeller Besitz der gesamten Menschheit, den das betroffene Land schützen muss.

Die Zahl der in Österreich bereits geschützten Stätten – insgesamt acht – hat sich dadurch aber nicht erhöht: Schloss Eggenberg ist nämlich „nur“ eine Erweiterung des bereits seit 1999 bestehenden Weltkulturerbes Grazer Altstadt. Um die Chancen auf die Aufnahme zu erhöhen, wurde im Antrag die historische Verbindung zwischen der bürgerlichen Stadt und dem imperialen Schloss betont. Der Bau, der im 17.Jahrhundert sein jetziges Aussehen erhielt und stilistisch mit dem Escorial in Madrid verglichen wird, war zunächst Wohnsitz der einflussreichen Familie von Eggenberg, ging dann auf die Familie Herberstein über und wurde 1939 vom Land Steiermark erworben und dem Landesmuseum Joanneum eingegliedert. Er besitzt 24 Prunkräume, einen Planetensaal und 500 Deckengemälde.

Kometgründe: Geht's niedriger?

Als physische Verbindung zwischen Stadt und Schloss wurde entlang der Eggenberger Straße und der Eggenberger Allee eine Pufferzone eingerichtet. „Das heißt nichts anderes, als dass man in diesem Gebiet darauf achtet, dass die Sichtachsen nicht beeinträchtigt werden“, sagt Daniela Freitag, die in der Stadtbaudirektion Graz für die Koordination des Weltkulturerbes zuständig ist. Das sei allerdings nichts Neues, sondern in den Managementplänen schon lange vorgesehen. Mit Auswirkungen rechnet Freitag allerdings beim Tourismus: „Wir wissen, dass der Titel Weltkulturerbe im asiatischen Raum eine große Rolle spielt.“

In Brasilia kam allerdings nicht nur Graz aufs Tapet, sondern auch Wien – einerseits das Thema Hauptbahnhof/Belvedere, andererseits Schönbrunn/Kometgründe. Laut Kulturministerium hat das Welterbekomitee den Entwurf der Entscheidungen zu den Projekten ohne große Diskussion zur Kenntnis genommen.

Anmerkungen gibt es aber freilich: Was die bereits erfolgte Reduktion der Höhe der Bauten beim Hauptbahnhof betrifft, wurde ersucht, die Höhe der Western Towers weiter zu reduzieren, damit das Belvedere nicht beeinträchtigt wird. Weiters wurde die Verwendung lokaler Architekturformen urgiert. Hinsichtlich der Kometgründe hielt man fest, dass es sich um ein fremdes Element im urbanen Kontext handle. Es wurde gebeten, das Bauprojekt von 73 auf 60 Meter zu reduzieren. Zusätzlich sei eine ergänzende visual impact study, welche sich auf die wichtigsten Sichtachsen zu und von den beiden Welterbestätten bezieht, zu erstellen. Die Stadt wurde aufgefordert, bis 1.Februar 2011 einen Bericht zu den gefällten Entscheidungen vorzulegen.

Aus dem Büro von Stadtrat Schicker heißt es dazu, dass beim Hauptbahnhof die Höhen schon so reduziert wurden, dass die klassische Sichtachse auf das Belvedere nicht beeinträchtigt werde Bei den Kometgründen müsse man sich das im Detail anschauen – „da wird es keine Stegreifaussagen geben“.

Fenster schliessen