Kurier
Krone
19.4.2010
Besteht Gefahr für Weltkulturerbe Schönbrunn?
Turm als Blickfang
Der umstrittene Komet-Turm in Meidling ist von Schönbrunn aus nicht zu sehen, stört also das Weltkulturerbe nicht – das versucht eine Studie der Stadt Wien anhand verschiedener Visualisierungen vorzugaukeln. Das alles stimmt jedoch nicht, das Hochhaus beeinträchtigt an zahlreichen Stellen den Blick erheblich.
von Erich Vorrath
  • Schicker sieht kein Problem mit Komet-Turm und Bahnhof
Komet-Turm
Die UNESCO hatte von Anfang an ein wachsames Auge auf den Komet-Turm, der mit seinen ursprünglich geplanten 120 Metern Höhe die Sicht auf das Schloss Schönbrunn beträchtlich gestört hätte. Und da wäre das Weltkulturerbe in Gefahr gewesen. Schließlich stimmte die UNESCO einem Komet-Hochhaus von 60 Metern zu. Eine Auflage, die aber die Stadt Wien nicht ernst nahm, denn in die Flächenwidmung wurde eine Höhe von 73 Metern aufgenommen. Und nimmt man den berüchtigten Paragraphen 69 der Bauordnung dazu, dürfte letzten Endes das Gebäude die stattliche Höhe von 80 Metern erreichen – 20 Meter mehr, als von der UNESCO zugestanden.
Aber für Stadtrat Rudolf Schicker ist das alles „kein Problemfall“. Mit der „Visual Impact Study“ will er nachweisen, dass der Turm ohnehin nicht zu sehen sei. In einer Dokumentation von DI Wilhelm Schnabl und Guntram Oberhuber schaut die Sache jedoch wesentlich anders aus: Ein 80-Meter-Turm ist ein Blickfang von Schönbrunn in Richtung Meidling oder von der Gloriette zum Schloss, selbst ein 40-Meter-Hochhaus wäre noch gut sichtbar (siehe Storybild). Und bei der Orangerie scheint es, als wüchse der Komet-Turm aus dem Dach in den Himmel. Das alles wird in der Studie der Stadt Wien wohlweislich nicht gezeigt. Ist den Rathaus-Verantwortlichen das Weltkulturerbe tatsächlich so wenig wert?
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