Oesterreich
Österreich
28. März 2007
Anrainer und Bezirk streiten um die Zukunft der Komet-Gründe
Bürger gegen Komet-Turm
Turbulente Szenen bei der Bürgerversammlung: Anrainer und Bezirksvorstehung lieferten sich ein Match um die Zukunft der Komet-Gründe.
von B. Biedermann, B. Mader

„Keiner braucht hier in Meidling so ein Monster-Hochhaus."

ERIKA MOTTL, BÜRGERINITIATIVE

„Es war schon sehr heftig." So beschreibt Bezirksvorsteherin Gabriele Votava (SP) die Stimmung nach der Bürgerversammlung am Montagabend im Festsaal der Berufsschule Längenfeldgasse. Rund 350 Anrainer waren gekommen, um sich von offizieller Seite über das Projekt informieren zu lassen. Doch gleich nach Beginn der ersten Vorträge drohte die Stimmung zu kippen. Laute Zwischenrufe und emotionale Ausbrüche ließen die Veranstaltung fast platzen. Der Grund der Aufregung: Anrainer fühlen sich von der Politik übergangen.

550 Parkplätze. Auf den ehemaligen Komet-Gründen an der Schönbrunner Schlossstraße soll ein 73-Meter-Hochhaus mit insgesamt 52.000 Quadratmetern Hotel-, Geschäfts- und Büroflächen sowie einer Tiefgarage mit 550 Stellplätzen entstehen. Daran stoßen sich die Anrainer am meisten. Sie befürchten einen Verkehrsinfarkt. Das aktuelle Verkehrsgutachten des Ziviltechnikers Werner Rosinak bestätigt eine 15-prozentige Erhöhung des Verkehrsaufkommens. Derzeit fahren rund 25.000 Autos pro Tag in der Schönbrunner Schlossstraße, durch den Neubau würden 3.400 Fahrten hinzukommen. Bezirksvorsteherin Votava: „Ich kann die Anrainer verstehen, doch die Gegend ist jetzt schon sehr verkehrsbelastet. Das ist einfach keine schöne Wohngegend." Votova und Rosinak betonen, dass die zusätzlichen Autos keinen spürbaren Unterschied zur derzeitigen Verkehrssituation ausmachen würden.

„Das ist eben keine schöne Wohngegend."

GABRIELE V0TAVA, BEZIRKSVORSTEHERIN

Lärm und Schmutz. Diese Aussagen bringen die Anrainer auf die Barrikaden. „Die zusätzliche Schadstoff-und Lärmbelastung geht zu Lasten unserer Gesundheit und mindert unsere Lebensqualität", ist Erika Mottl, Schauspielerin und Sprecherin der Bürgerinitiative erzürnt. Sie fordert daher eine Bürgerbefragung zur Bebauung und eine neue Projektausschreibung. „Wir wollen ein grünes Wohnhaus mit Park- und Spielflächen und kein Hotel, das leerstehen wird", so Mottl.Manch Anrainer könnte auch andere Beweggründe haben: Viele von ihnen sind Mieter eines Parkplatzes am Komet-Areal um äußerst wohlfeile 29 Euro pro Monat, den sie durch den Neubau räumen müssten.

Proteste. Betreiber und Käufer des neuen Komet-Komplexes ist die HPD Projektentwicklungsgesellschaft, deren Gesellschafter in Wiesbaden (D) sitzen. Neben den heftigen Anrainerprotesten hat die Holding auch mit drei widerspenstigen Hausbesitzern zu kämpfen, die ihre Zinshäuser am Komet-Grund partout nicht verkaufen wollen. Schafft es Geschäftsführer Anton Würzl nicht, die drei Eigentümer zu überzeugen, ihre Wohnungen zu verkaufen, muss der ganze Komplex rund um diese Häuser gebaut werden. Das schmerzt vor allem den Architekten Peter Podsedensek: „Können die Häuser nicht integriert werden, ist das ein Schönheitsfehler." Für die Anrainer ist der ganze Neubau mit seinen Folgen ein einziger Schönheitsfehler. Für Holding-Chef Würzl spielt Schönheit keine Rolle: Er will Ende 2008 zu bauen beginnen und bietet bereits jetzt freie Büroflächen zur Miete an.

Kometgründe

Die Nähe zu Schönbrunn brachte Probleme mit der UNESCO ein.

Die Komet-Chronologie

  • Juli 2004: Ideenwettbewerb. Eine Jury kürt das Siegerprojekt von Architekt Peter Podsedensek. Eine Ausstellung in der Bezirksvorstehung zeigt Modelle des Projektes. Kurz darauf formieren sich die ersten Bürgerinitiativen gegen den "Monsterturm".
  • März 2006: Die UNESCO-Delegation tagt in Wien und kritisiert den 130-Meter-Turm.
  • Juli 2006: Bei der Welterbekonferenz in Vilnius wird das überarbeitete Projekt, mit dem auf 73 Meter gestutzten Turm akzeptiert.
  • Dezember 2006: Ein aktuelles Verkehrsgutachten muss erstellt werden.
  • Jänner 2007: Die Stadtentwicklungskommission tagt. Grüne und ÖVP stimmen gegen das Projekt. Die SPÖ-Mehrheit setzt sich durch.
  • 30. März 2007: Planungsausschuss in der Bezirksvorstehung.
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