Der Standard
Der Standard
23./24. Oktopber 2004
Kometenstimmung in der Stadtplanung
Die Grünen empören sich über das nächste Rieseneinkaufszentrum samt Hochhaus, das in Meidling entstehen soll: Für das Projekt sei „die Farce eines Wettbewerbes“ durchgeführt worden.
Roman David Freihsl
Wien - Für die Opposition war es der Tag der Planungssünden. Da wurde im Gemeinderat unter anderem der Parkplatz neben dem Ernst Happel Stadion umgewidmet. Im Plan sind vorerst allerdings nur zwei Parkdecks vorgesehen und noch nicht das geplante Einkaufszentrum mit einer Nettogeschoßfläche von 27.000 Quadratmetern. Das Grundstück wird zwar schon an die Holding Tochter LSE um 32,1 Millionen Eure verkauft. Verkehrsgutachten und Nachwidmung sollen noch folgen (DER STANDARD berichtete). Dann in einem weiteren Akt die Millennium City neben dem Millennium Tower. Denn dieses Einkaufszentrum war weit größer gebaut worden, als in der Flächenwidmung vorgesehen. Also wurde die Widmung am Freitag nachträglich „repariert". Hier stimmte auch die ÖVP mit, und auf dem Rathausgang wurde gegrummelt: „Was sollen wir denn tun? Sollen wir ihn abreißen lassen?" Der frühere Eigentümer, Georg Stumpf, habe überdies einige Trümpfe in der Hand gehabt: alle nötigen Nutzungsbewilligungen die ihm die Stadt ausgestellt hatte für ein Gebäude, das nicht der Widmung entsprach.

Eine „Millennium City" für Meidling

Doch schon rufen die Grünen wieder Alarm: Wegen des nächsten Megaprojektes, das auf den ehemaligen Komet Gründen in Meidling, gleich bei der U4 Station Meidlinger Hauptstraße, entstehen soll: ein Hochhaus und ein Einkaufszentrum mit ungefähr demselben Volumen wie Millennium Tower und Millennium City. Das Ergebnis des Wettbewerbs war Anfang Oktober im Bezirk der Öffentlichkeit präsentiert worden. Für Grünen Gemeinderat Günter Kenesei war es „ein Alibiwettbewerb". Für seinen Kollegen Christoph Chorherr war das gemeinsam mit der MA 21B abgewickelte Verfahren „die Farce eines Wettbewerbes“. Denn das Siegerprojekt des Architekten Peter Podsedensek kam Chorherr und Kenesei ausgesprochen bekannt vor. Schließlich hatte Podsedensek dieses Hochhausvorhaben für die Komet Gründe bereits vor einem Jahr im Rathausklub präsentiert damals noch als Geschäftsführer der HPD Holding GmbH. Ihm zur Seite: ein gewisser Karl Schlögl, ehemaliger SP Innenminister und Bürgermeister von Purkersdorf. Als dann der Wettbewerb entschieden wurde, war Podsedensek als Geschäftsführer zurückgetreten aber seitens der HPD Holding nahm laut Juryprotokoll Karl Schlögl an der Sitzung teil. Prompt gewann Podsedensek.

Die „Spargeln in der Stadt"

„Bei diesem Wettbewerb ließ sich die Stadt eindeutig missbrauchen", zürnt Chorherr. Doch die Grünen sind auch inhaltlich ob dieses Vorhabens entsetzt: „Das muss mir erst einmal einer erklären, wie die das mit dem Wiener Hochhauskonzept hinbiegen wollen", so Kenesei. „Soll jetzt bei jeder U Bahn Station ein Hochhaus gebaut werden? Soll man an den Spargeln in der Stadt sehen, wo die U Bahn fährt?" Dazu kommt, so Chorherr: „14.000 Quadratmeter Verkaufsfläche für Handel und Gastronomie ja was heißt denn das für die Meidlinger Hauptstraße? Die kann man dann vergessen." Kenesei warnt weiters vor dem Projekt als massivem Verkehrserreger: „Da haben wir dann auf der Westeinfahrt mindestens den gleichen Salat wie im Süden. Dann haben wir den Megastau bis Hütteldorf. Vielleicht bis Purkersdorf"
Fenster schliessen