Kurier
wien-heute.at
20. September 2012
Gutachter: Anrainer sollen sich halt an Abgase gewöhnen ...
Seit 2004 muss das in Meidling geplante Komet-Hochhausprojekt immer wieder adaptiert werden, da es für die Unesco, für Icomos und die Schönbrunner Schlossgesellschaft eine stadtbildmäßige (Beeinträchtigung des Welterbes Schönbrunn) und für die betroffene Wohnbevölkerung eine stadtteil-athmosphärische und aufgrund der Verkehrssteigerung auch eine ernste gesundheitliche Zumutung bedeutet.
Anfang dieser Woche (17.9.20129 wurden die Komet-Anrainer und -Anrainerinnen mit Parteienstellung zu einer weiteren Bauverhandlung geladen, denn der Bauwerber beabsichtigt nun - zur Verringerung des Schadstoffausstoßes - bei der geplanten Komet Garagen-Ausfahrt in die Schönbrunner Schlossstraße den Einbau einer Luftschottanlage.
Der Gutachter musste bei der Bauverhandlung zugeben, dass NUR die Errichtung der jetzt nachträglich geplanten (!!) Anlage es (rechnerisch) noch ermöglicht, den gesetzlich erlaubten Schadstoffzuwachs von drei Prozent Zusatzbelastung (bei Kurzzeitwerten) GERADE NOCH zu unterschreiten, bzw. sogar auch schon zu erreichen.
Das geplante Komet Projekt wäre demnach ohne Luftschottanlage gesetzwidrig gewesen ...
Anrainer zweifelten immer am Gutachten
Die Bürgerinitiative hat die Authentizität der vom Gutachter vorgelegten Schadstoff- und Lärmwerte, die seit Jahren permanent hart an den Grenzwerten dahinschrammen, immer angezweifelt. Der Berechnungsmodus sieht nämlich so aus: Es werden Werte aus verschiedenen Wiener Messstationen eingegeben. Es wird ein regionales Mittel errechnet. Auf diese Art kann unter Umständen für eine Hauptverkehrsstraße derselbe Wert herauskommen, wie für eine verkehrsarme Seitengassen. Eine Messung vor Ort findet gar nicht statt.
Frechheit siegt - siegt Frechheit immer?
Die Bürgerinitiative beeinsprucht das Projekt jetzt auch (weiterhin), weil im Gutachten des Büro Rosinak erklärt wird, der überaus hohe Schadstoffgehalt der Luft an NO2 (Stickstoffdioxid) und seine Steigerung durch das Komet-Projekt seien auch deshalb zu tolerieren, weil sich das "olfaktorische System adaptiere", also der Geruchssinn sich an den störenden Abgasgeruch langsam gewöhne. Die Aussage, die Anrainer und Anrainerinnen würden sich an die Geruchsbelästigung, die durch das Projekt sogar noch gesteigert wird, schon langsam gewöhnen ("Adaptation des olfaktorischen Systems"), mag medizinisch nicht ganz unrichtig sein - bringt die Anrainer aber auf die Palme. Früher hieß es halt, Hunde gewöhnen sich an Schläge. Der armen Hunde hat sich das Gesetz bereits angenommen - wann kümmert man sich um die Anrainer, die sich jetzt halt an höhere Stickstoffdioxidwerte und mehr Gestank gewöhnen sollen ...?
Die Anrainer empfinden diese Argumentationslinie von DI Schönhuber und vom Büro Rosinak jedenfalls als Zumutung. Sie weisen daher das Bauprojekt zurück und beeinspruchen jegliche Baubewilligung, die auf derartigen Argumentationslinien basiert.
wien-heute versteht die Anrainer und Anrainerinnen. Wir bleiben am Ball und berichten weiter.
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