Wiener Zeitung
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24. März 2010
Turm-Streit: Skepsis bei Unesco-Rat
  • Opposition fordert Offenlegung neuer Welterbe-Studie.
Von Christian Mayr

Wien - Nach dem Bericht der "Wiener Zeitung" über eine neue Weltkulturerbe-Studie herrscht Skepsis – sowohl beim Unesco-Denkmalrat Icomos als auch in der Rathaus-Opposition. Wie berichtet, zeigt die umfangreiche Studie kaum negative Einflüsse durch die Hauptbahnhof-Türme auf das Belvedere, sehr wohl beeinträchtigt wäre hingegen das Schloss Schönbrunn durch den geplanten Komet-Turm in Meidling.
Wilfried Lipp, Chef von Icomos-Österreich, will die Studie inhaltlich nicht bewerten; einen Freibrief für den Hauptbahnhof, wie es der Architekt Manfred Wehdorn sieht, könne er freilich auch nicht erkennen. "Anzuerkennen ist, dass die Stadt Wien bei dieser Studie großen Aufwand betrieben hat. Der Weg ist richtig – aber eine Interpretation der Visualisierungen ist eine zweite Sache", so Lipp.

Die Studie soll im Sommer auf der Sitzung des Welterbe-Komitees in Brasilien diskutiert – und dort dann Entscheidungen getroffen werden. Vor allem beim Komet-Turm zu Schönbrunn, der die Gremien schon viele Jahre beschäftige. Laut Lipp sei der "Casus belli" für die Unesco, dass der Turm zwar zunächst auf 60 Meter geschrumpft, dann aber mit zusätzlichen Aufbauten auf 73 Meter wieder gewachsen sei. Wehdorn sieht dieses Projekt ja als nicht-kompatibel mit dem Welterbe.

Bewertung erst später

Politisch forderten ÖVP-Planungssprecher Alfred Hoch und der grüne Umweltsprecher Rüdiger Maresch, dass Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SPÖ) die besagte Studie herausgibt. Es sei seltsam, dass diese von der Stadt finanziert worden sei, aber der Opposition vorenthalten werde. Erst danach könnte eine Bewertungen vorgenommen werden.

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